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Andacht zum Karfreitag während der Corona-Krise

Martinsgemeinde Angermünde
Veröffentlicht von Pfr. K. Schröter in Predigttext · 10 April 2020
Andacht während der Coronakrise für Karfreitag, 10. April 2020 für Freunde und Glieder der Martinsgemeinde Angermünde und der Missionsgemeinde Berlin-Marzahn:

+ Gebet zum Karfreitag +

L: Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt. (Joh. 1,19)
G: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.
L: Ich bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet im Volke.
G: Alle, die mich sehen, verspotten mich, schütteln den Kopf und sperren das Maul auf:
L: „Er klage es dem Herrn, der helfe ihm heraus und rette ihn, hat er an ihm Gefallen.“
G: Es hat mich umringt der Bösen Rotte; sie haben meine Hän-de und Füße durchgraben.
L: Sie teilen unter sich meine Kleider und werfen um mein Ge-wand das Los.
G: Aber du, Herr, sei nicht ferne; meine Stärke, eile, mir zu helfen. Amen. (nach Ps. 22)

+ Improprien +
(Klagen des Gekreuzigten nach Micha 6,3.4)

L: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.
G: Kommt, lasset uns anbeten.
L: Was habe ich dir getan, mein Volk, und womit habe ich dich beleidigt? Antworte mir!
- Habe ich doch deinetwegen Ägypten gegeißelt mit seiner Erstgeburt und du hast mich zur Geißelung überantwortet.
- Habe ich dich doch aus Ägypten geführt und den Pharao im Schilfmeer ertränkt, und du hast mich überliefert den Hohenpriestern.
- Habe ich doch vor dir geöffnet das Meer und du hast geöffnet mit dem Speere meine Seite.

Gemeinde:
Heiliger Herre Gott, heiliger starker Gott,
heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott:
laß uns nicht versinken in des bittern Todes Not.
Kyrieleison .

L: Was habe ich dir getan, mein Volk, und womit habe ich dich beleidigt? Antworte mir!
- Bin ich doch vor dir hergegangen in der Wolkensäule, und du hast mich geführt vor das Richthaus des Pilatus.
- Habe ich dich doch geweidet mit Manna in der Wüste, und du hast mich geschlagen mit Backenstreichen und Geißelhieben.
- Habe ich dich doch getränkt mit dem Wasser des Heils aus dem Felsen, und du hast mich getränkt mit Essig und Galle.

Gemeinde:
Heiliger Herre Gott, heiliger starker Gott,
heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott:
laß uns nicht verzagen vor der tiefen Höllen Glut.
Kyrieleison .

L: Was habe ich dir getan, mein Volk, und womit habe ich dich beleidigt? Antworte mir!
- Habe ich doch deinetwillen die Könige der Kanaaniter geschla-gen, und du hast geschlagen mit einem Rohr mein Haupt.
- Habe ich dir doch gegeben ein königliches Zepter, und du hast mein Haupt gekrönt mit einer Dornenkrone.
- Habe ich dich doch erhöht mit großer Kraft, und du hast mich gehängt an das Holz des Kreuzes.

Gemeinde:
Heiliger Herre Gott, heiliger starker Gott,
heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott:
laß uns nicht entfallen von des rechten Glaubens Trost.
Kyrieleison .


Zweiter Brief des Paulus an die Korinther im 5. Kap., Verse 19 bis 21
 
Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.
 
Gebet:

Allmächtiger Gott, du lässt uns das Leiden und Sterben deines Sohnes zu unserem Heil verkündigen. Wir bitten dich, gib uns ein offenes Herz, dass wir seine Liebe und seinen Gehorsam erkennen und ihm nachfolgen: unserm Herrn Jesus Christus, deinen Sohn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Text:
 
Liebe Schwestern  und Brüder in Christus!
Leben, Sterben und Auferstehen. Wer hat davon eine Ahnung?Wer kann uns da raten? Einer konnte es, der Erstgeborene, der Erstling von denen, die entschlafen sind.
Wir haben keine Ahnung. Was wie ablaufen wird, was wie lange dauern wird. Wo wir am Ende sind oder bleiben werden. Paulus wusste es. Er konnte es verkündigen und seinen Glaubensgeschwistern nach Korinth senden. Er hatte offensichtlich einen besseren Draht nach oben. Deshalb wird Paulus auch Apostel genannt. Deshalb haben es seine Briefe bis in die Bibel geschafft und werden bis heute als Heilige Schrift in den Gottesdiensten gelesen, verkündigt und verehrt. Paulus wusste, was passiert und wie das auch theologisch zusammenhängt. Durch einen Menschen ist der Tod in die Welt gekommen: Adam. Und so kam durch einen anderen Menschen Christus das Leben. Weil dieser Christus auferstanden ist. Und dieser auferstandene Christus nimmt es mit allen auf. Er macht sich die Welt untertan, am Ende auch den Tod. Nur Gott dem Vater ist er untertan, der ihm alles unterworfen hat.
Doch wir leben heute ganz woanders. Uns beschäftigen ganz andere Dinge: Wie wird es weitergehen mit der Krise? Wie werden wir da durchkommen und schließlich herauskommen? Wir sind eingespannt zwischen Hoffen und Harren, Bangen und Warten. Werden die Zahlen der Neuinfektionen zurückgehen? Wie könnte und würde sich wenigstens für einige das Leben wieder normalisieren? Wie sind die Vorerkrankten wirksam zu schützen?
Eingespannt zwischen Himmel und Erde, zwischen Sonne und Mond. Ostern, das Fest, das sich aus der Sonne und dem Mond ableitet: Der erste Sonntag nach Frühlingsvollmond. Deshalb ist in der Karwoche immer Vollmond. Dass manch einer schlecht schlafen kann, in diesen Nächten, mag nicht nur am hellen Mond liegen. Wie wird es weitergehen? Wir sind eingespannt zwischen geboren werden, Sterben und Auferstehen. Und keines davon ist unwichtig kann übergangen oder übersprungen werden. Es wird zur Auferstehung aller kommen. Unser Glaube ist nicht nur Tradition, nicht nur Struktur, die uns hilft Tage und Jahre festzulegen und besonders zu begehen. Unser Leben ist ausgerichtet auf ein Leben mit Christus, schon hier auf der Erde und erst recht nach dem Tod, wenn wir mit ihm die Ewigkeit verbringen werden.
Manchmal scheint einem diese Botschaft zu weit weg zu sein. Ans Sterben und Auferstehen wollen wir noch gar nicht denken. Manchmal sitzt einem der Verlust des lieben Menschen noch so in den Knochen, dass die Freude über die Auferstehung sich nicht einstellt, diese Botschaft so weit weg, dumpf, hohl klingt.
Wir können weder die Auferstehung noch die Freude darüber machen. Sie ist Gottes Geschenk an uns, zu seiner Zeit. Und in diesem Jahr so scheint es, können wir nicht einmal die Bräuche pflegen, die uns dieses neue Leben in Herz und Sinn treiben wollen: Das gemeinsame Singen und Beten, die Feier des Heiligen Abendmahls, wo der gekreuzigte und auferstandene Christus zu uns kommt. Das Eier suchen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Oder der Gang zum Friedhof, zum mit frischen blühenden Blumen geschmückten Auferstehungsgarten, der uns erzählen will: Der Tod ist nicht das letzte. Aus diesen Gräbern werden unsere Verstorbenen auferstehen.
Und wichtig ist dennoch, dass wir in Bewegung kommen. Gott hat die Kraft und will sie uns geben, dass wir uns auf den Weg des Glaubens machen zu diesem neuen Leben. Er will nicht, dass wir im Hier und Jetzt stecken bleiben und von diesem Leben hier auf der Erde alles erwarten. In Bewegung kommen wir vielleicht durch den Osterspaziergang. In der Orthodoxen Tradition geht die Gemeinde dreimal um die Kirche herum. Hier ist das Zentrum. Hier am Grab Jesu hat sich ereignet, was unsere Vorstellungen vom Leben und Sterben weitet und aufschließt: Christus hat dem Tod die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.
Leben, Sterben und Auferstehen. Dazwischen ist unser Leben eingespannt. Es sind unsichere Zeiten. Wie werden wir die Krise bestehen? Durchstehen? Wer hat davon eine Ahnung?Wer kann uns da raten? Einer kann es. Einer hält uns. Im Leben, Sterben und Auferstehen sind wir in Gottes Hand, von Christus getragen. Amen.

Fürbittgebet:

Herr Gott, himmlischer Vater, wir bitten dich für alle, die leiden unter den Einschränkungen dieser Zeit und Welt. Wir bitten für alle, die keinen Besuch mehr bekommen und niemanden mehr besuchen können. Wir bitten dich für alle, deren Beziehungen zerbrochen sind oder zu zerbrechen drohen. Wir danken dir, dass du Frieden gemacht hast mit uns und der Welt. Wir danken dir, dass du uns versöhnt hast. Schenke du uns allen dein Heil. Amen.
Wir bitten dich für alle, die in diesen Tagen mehr und anders arbeiten müssen als sonst. Wir bitten dich für die Ärzte und Pflegekräfte in den Krankenhäusern, in den Pflegeheimen und Einrichtungen. Schenke du ihnen Kraft und lass ihren Dienst gelingen. Schenke ihnen die nötige Liebe, Wachsamkeit und Ausdauer, die nötige Vorsicht und Zuversicht. Amen

Ankündigungen:

Sehr gerne würde ich an dieser Stelle etwas in den Ankündigungen benennen. Leider ist mir das wegen der Corona-Krise nicht möglich. Es geht darum, Menschenleben zu retten. Reduzieren wir alle sozialen Kontakte auf ein Minimum, um ältere und vorerkrankte Menschen zu schützen. Entlasten wir die helfenden Berufe, indem wir uns nicht nicht leichtsinnig verhalten. Wahren wir Ruhe und Abstand und die nötige Vor-sicht. Gottesdienste sind bis auf weiteres verboten.
Rufen wir unseren dreieinigen Gott an, dass er uns hilft. Und kümmern wir uns um die, die unsere Hilfe nötig haben (Telefo-nieren, Einkaufen, Ermutigen, Trösten, Bestärken)
Was Gott uns sagen will, wissen wir nicht. Aber er wird uns hel-fen, dass wir durch diese Krise hindurchkommen werden.
Herzliche Grüße,
bleiben Sie Gott befohlen,
Ihr Kirsten Schröter




Erstellt von Martina Lamprecht
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